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Klassische Harnschau



Die Klassische Harnschau (auch „Uroskopie“ genannt) ist ist die Betrachtung und Prüfung von unverändertem Urin zu Diagnosezwecken.

Der normale, frische, körperwarme Harn ist klar und je nach Flüssigkeitszufuhr hellgelb bis wassergelb. Der erfahrene Therapeut kann aufgrund von sichtbaren Veränderungen bzw. Abweichungen vom normalen Urin, den Urin des Patienten zu diagnostischen Zwecken nutzen. Dabei achtet er besonders auf Farbe, auf Trübung, auf Geruch, auf Zellbeimengungen, auf Viskosität (= Zähflüssigkeit) und Bläschenbildung.

Der Urin kann wichtige Aufschlüsse über die Funktion der inneren Organe geben. Für die klassische Harnschau werden fünf Reagenzröhrchen zu etwa einem Drittel mit Urin gefüllt und dann jedes für sich mit einer entsprechenden Reagenz versetzt. Jetzt wird zunächst im ,,kalten Zustand“ Farbe, Flockung, Schaumbildung und Niederschlag jedes Röhrchens beurteilt. Danach wird der Urin ,,gekocht“ und wieder analysiert. Die Reagenzgläser geben qualitativ Aufschluss über die Arbeit von Niere, Darm, Galle, Bauchspeicheldrüse und Leber.
 Auch Fragen nach Schmerzen beim Wasserlassen, Häufigkeit des Wasserlassens und Menge des Urins können bei der Diagnosefindung wichtig sein. Die Harnschau wird als zusätzliche Diagnostik eingesetzt.

Die Klassische Harnschau war von der Antike bis in das 19. Jahrhundert hinein das wichtigste diagnostische Mittel der Medizin. Sie geht auf Berichte aus dem Zweistromland und dem alten Ägypten zurück. Der bekannte griechische Arzt Galen von Pergamon (ca. 129 - ca. 216 n. Chr.), dessen Einfluss auf das medizinische Denken bis weit ins 16. Jahrhundert reichte, „perfektionierte“ die Harnschaumethode. Nach seiner Säftelehre ließen sich an der Beschaffenheit des menschlichen Urins die etwaigen vorliegenden Krankheiten des Betreffenden aufgrund der zugrundeliegenden fehlerhaften Mischung der Körpersäfte nachweisen bzw. ausschließen. Etwa seit 1500 diente die Harnschau dann vor allem der Identifizierung einer geschwächten oder übermäßigen Lebenswärme oder krankhaft veränderter Stoffe, die der Körper über den Harn auszuscheiden suchte.