Cantharidenpflaster
Beim Cantharidenpflaster handelt es sich um ein mit Cantharidin (getrocknete und verriebene „Spanische Fliege”) beschichtetes Pflaster, das auf der Haut eine stark blasenziehende Wirkung hat. Die Therapie gehört zu den naturheilkundlichen ausleitenden Verfahren.
Der Heilpraktiker setzt das Cantharidenpflaster an ausgewählte Körperstellen des Patientens, an denen zahlreiche Lymphbahnen und Lymphknoten zu finden sind.
Durch die Auflage des Pflasters kommt es zu einer starken Reizung der Haut, so dass eine Blase – ähnlich einer Brandblase – entsteht. Über die nässende Blasenwunde können Krankheitsstoffe, Entzündungsserum und Schmerzen wie über ein „Ventil" abfließen. 10 bis 16 Stunden bleibt das Pflaster auf der Haut, dann wird es entfernt. Meist stellt sich dann eine prall gefüllte Blase dar. Die Blasenhaut ist abgestorben. Unter der Blasenhaut befindet sich Entzündungsserum, welches gallertartig eingedickt sein kann.
Nachdem auch die Blasenhaut und das gallertige Serum entfernt worden sind, liegt an dieser Stelle die serös nässende (= Lymphflüssigkeit ausschwitzende) Haut frei. Bei Berührung schmerzt die Stelle, so wie man es von frei liegenden Brandwunden kennt. Im Gegensatz zur echten Brandwunde kommt es hier aber nur zum Absterben der obersten Hautschicht und nicht zur Zerstörung tiefer liegender Hautschichten. Narben entstehen dabei nicht. Es handelt sich um eine gewollte „sanfte Verbrennung". Je nach Größe der behandelten Hautstelle nässt die Cantharidenwunde 20 Stunden bis zu 7 Tagen. Wenn die Wunde nur ein bis zwei Zentimeter Durchmesser hat, dann ist sie nach einem Tag verschorft, wenn die Erzeugung einer größeren Cantharidenwunde gewünscht war, dann kann es eine Woche bis zur Verschorfung dauern. Diese fällt nach sieben bis zehn Tagen ab. Die „Spanische Fliege“ist ein südeuropäische Ölkäfer mit grün schimmernden Flügeln und dieser produziert ein starkes Reizgift, dessen Hauptbestandteil das Cantharidin ist.
Cantharidenpflaster sollen durchblutungsfördernd und lymphstrombeschleunigend wirken. Die Flüssigkeit, die in die Blasen austritt, soll „Schlacken“und Gifte mit sich nehmen.
Folgende Wirkungen werden dem Cantharidenpflaster zugeschrieben:
- Abschwellung von entzündeten Gewebe
- Entgiftung
- Schmerzlinderung
Cantharidenpflaster können alternativmedizinisch (= alternativ zur Schulmedizin) bei verschiedenen Krankheiten eingesetzt werden:
- Gelenkerkrankungen und Gelenkverschleiss,
- Schmerzen in Muskeln und Gelenkbereichen,
- Halsentzündungen mit schmerzhaften Schluckbeschwerden, entzündeten, vergrößerten und geröteten Mandeln
- Nasennebenhöhlen- und Stirnhöhlenentzündungen, Mittelohrentzündungen, Stimmbandentzündungen, Husten durch Entzündung der Luftröhre und der Bronchien
- Scharlach, Multiple Sklerose, Gicht, Neurodermitis, Depressionen, Bluthochdruck und weitere Krankheiten.
Bei unklaren Hauterkrankungen, Durchblutungsstörungen, Wundheilungsstörungen, Diabetes mellitus sowie bei Blasen- und Nierenerkrankungen soll das Pflaster nicht genutzt werden.
Ein Gespräch mit einem Heilpraktiker ist in jedem Fall vor der Anwendung zu empfehlen.
Bereits Hippokrates lobt die kräftige entzündungshemmende Wirkung der Canthariden. Leider wurde diese hochwirksame Methode infolge der im zwanzigsten Jahrhundert vergessen. Seit den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts erlebt das Cantharidenpflaster, gefördert durch Naturheilärzte und Heilpraktiker, eine Renaissance.
Auch der bekannte Arzt und Heilkundige Paracelsus (1493 -1541) maß dem Cantharidenpflaster insbesondere bei verschiedenen Schmerzzuständen einen hohen Stellenwert bei. Denn „wo die Natur einen Schmerz erzeugt, dort will sie schädliche Stoffe anhäufen und ausleeren. Wo sie dies nicht selbst fertig bringt, dort lasse man diese über die Haut heraus.”